Re: So einfach ist es nun auch wieder nicht!

MAS, Saturday, 19.02.2000, 11:36 (vor 9263 Tagen) @ SIRe

Hallo Silke, hallo Männer

könnte der Unterschied Konventionsbruchtoleranzschwelle vielleicht darin liegen, daß männliche Kleidung oft die Funktion der Statusrepräsentanz hat? Ein dunkler Anzug (von dem meine Frau sagt, daß so einer sexy auf sie wirke) zeigt den Mann als Kämpfer. Und tatsächlich befinden wir uns in einer Wettbewerbsgesellschaft, in der jeder Wettbewerber ständig den eigenen Status verteidigen oder die Machtsphäre ausbauen muß. Frauen, die da mitmachen und in die männlichen Machtdomänen in Wirtschaft und Politik einsteigen wollen, passen sich da an. Bunte Farben wirken zu fröhlich für die Machtkämpfe (im Barock war das anders, da galt: je bunter desto mächtiger).
Da diese Machtkämpfe aber normalerweise mehr von Männern gefochten werden, sind Frauen oft in die Position des schmückenden Anhängsels dekradiert. Männer kämpfen in dunklen Anzügen und zeigen stolz ihre Eroberungen: die neue erworbene Firma, die Aktien, die Wählerstimmen und das schmucke Weibchen im hübschen Kleidchen. Während Frauen schön sein wollen, wollen Männer seriös wirken. Beide Geschlechter müssen sich da den Wettbewerbsspielregeln anpassen, wenn sie in ihren Kreisen anerkannt werden wollen.
Wir Männer in Röcken sind dagegen eher Freigeister. Ein Mann im Rock symbolisiert einen anderen Status, nämlich den des fröhlichen Freidenkers. Das ist vielleicht ein Unterschied zu den Frauen, die vor einigen Jahrzehnten anfingen, Hosen zu tragen. Sie wollten sich eher den Einstieg in die Wettbewerbswelt ermöglichen, wir uns eher den Ausstieg aus selbiger. Es ist also ein bißchen wie bei den Hippies. Bei Frauen und Männern es eines gleich: ist die öffentliche Meinung ihr Maßstab, müssen sie sich anpassen, ist ihr eigener Geschmack und ihre eigene Wertvorstellung ihr Maßstab, können und wollen sie eigene Akzente setzen. Es ist also die Frage, ob man in einer vorgegebenen Hierarchie nach oben kommen möchte oder sich von dieser Vorgabe unabhängig machen möchte. Das sind zwei Idealtypen, und irgendwo dazwischen bewegen sich die meisten von uns.

Ich möchte diese Gedanken mal zur Diskussion stellen und bin auch (nicht nur!) besonders an Frauenmeinungen dazu interessiert.

Gott zum Gruß,

Michael

<ul><li>mein Arbeitsplatz</ul>


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