Re: Wie und wann ES den kindern sagen/zeigen??
Hallo Bernd
meine Kinder sind 4 (Kindergarten) und 6 (Schule). Klar bringen sie auch Freunde mit nach Hause und natürlich lasse ich mir nicht von anderen vorschreiben, was ich zuhause trage. Mein/unser Vorteil ist, daß wir eh die bunten Hunde und Aussenseiter in unserer Kleinstadt sind, bedingt durch Beruf, Hobbies etc.
Du hast Angst, das Vertrauen zu verlieren? Eher hast Du doch kein Vertrauen in Deine Partnerin, oder? Irgendwie gehört der Spiess umgedreht: Du hast ein Recht auf Dein Leben und niemand darf Dir da ohne Gründe, die Du persönlich verstehst UND akzeptierst, reinreden. Wie Wolfgang schon richtig sagt: wo leben wir eigentlich, wenn wir Männer uns dafür entschuldigen müssen, Kleidung zu tragen, die andere Männer anderswo in der Welt problemlos und anerkannt tragen können. Keine Frau würde sich dafür entschuldigen, wenn es denn Mode wäre oder zum Anlass passen würde, einen Sari oder einen Kimono oder irgendein afrikanisches Gewand zu tragen. Alle deutschen Frauen meiner Bekanntschaft/verwandschaft, die mit indisch- oder pakistanisch-stämmigen Männern verheiratet sind, tragen zu Familienfeiern oft und gerne Saris. Ich habe noch nie erlebt, daß irgendeiner darüber gelacht hätte, im Gegenteil, es gibt immer nur Anerkennung! Und bei uns Männern soll das anders sein? Wir sollen zu Anzug, Weste und Kravatte verdonnert sein, wenn es offiziell und feierlich wird und ansonsten T-Shirt und Jeans tragen? Das kann nicht sein, das ist für mich vollkommen inakzeptabel. Wer mich wegen meiner Interessen, meines Geschmacks und der Freiheit, eine breite Palette von Kleidung zu tragen, für einen Spinner hält, ist eben kein Umgang für mich, so einfach ist das. Mag sein, daß die Zahl der Leute, mit denen man verkehrt, dadurch deutlich geringer wird, aber es trennt sich halt der Spreu vom Weizen.
Diese ganze Diskussion kommt mir so vor wir die der Kirche im Mittelalter: ertragt euer Joch heute, damit ihr es im nächsten Leben besser habt. Nur: wer garantiert uns das nächste Leben. Meins jedenfalls kann morgen schon vorbei sein und ich daher lasse ich mich nicht auf ein besseres morgen vertrösten. Ich habe schon zu viele erlebt, die genau das getan haben und damit gescheitert sind. "Ich tue dies, ich tue das, wenn ich mal in Rente bin" ... und mit 67 waren sie in der Kiste. Jeder Tag, an den man nicht sein Leben, sondern das Leben anderer Leute gelebt hat, ist ein verlorener Tag! Das heisst nicht, puren Egoismus zu leben, sondern bewußt Entscheidungen zu treffen die einem selbst udn damit auch der direkten Umwelt helfen. Zumindest bei mir ist es so, daß ich für alle erträglicher bin, wenn ich mich wohlfühle.
Bei allen, die glauben, in einer Partnerschaft Probleme damit zu bekommen, wenn sie ihre kleinen, harmlosen Bedürfnisse auch nur vorsichtig aussprechen, ist wohl letztlich die Angst, den Partner zu verlieren, der Hauptgrund, warum sie schweigen. Das ist ein SEHR männliches Verhalten, das ich nur zu genau kenne. Meine erste Beziehung ging nach 12 Jahren in die Brüche, und ich habe lange dagegen gekämpft, aus der Angst heraus, alleine zu sein und alleine zu bleiben. Den meisten Männern fehlt im Umgang mit Frauen das Selbstbewußtsein. Sie glauben, erobern zu müssen und sehen sich in Konkurrenz mit all den Filmhelden, Popstars, Sportlern etc, gegen die sie glauben, nicht ankommen zu können. Das ist heute so und das war auch schon früher so. Ich hatte von fast 20 Jahren eben genau das gleiche Problem. Ich habe dann ein Jahr lang meine Wunden geleckt, und dann das Glück, daß mein Bruder in die gleiche Situation kam. Wir haben die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und all das getan, was wir schon immer tun wollen, in der Hauptsache Reisen und Kultur genossen. Plötzlich merkt man, daß das Fehlen einer Frau sehr viele positive Aspekte hat und das Freiheit, offensiv genutzt, etwas Großartiges ist. Von da an hatte ich zum ersten Mal in meinem Leben bei den Frauen die Oberhand, denn ich war frei davon, unbedingt wieder in einer Beziehung landen zu müssen. Jetzt mussten die Frauen initiativ werden, um bei mir zu landen und nicht umgekehrt. Und das Ergebnis ist äußerst positiv: ich bin seit 13 Jahren mit meiner Frau zusammen, wir sind seit sieben Jahren glücklich verheiratet und wir leben so, daß jeder für das Stück Freiheit, daß er in einer Ehe aufgeben muss, deutlich mehr zurückbekommt. Mein persönliches Fazit ist daher: das eigene Leben für die möglicherweise zeitlich begrenzte Zuneigung eines Partners zu opfern ist sinnlos! Es ist an der Zeit, daß wir Männer von den Frauen lernen: Selbstverwirklichung ist wichtig. Aber leider heisst es nur bei den Frauen "Seblstverwirklichung", bei den Männern nennt man so etwas "Midlife Crisis", sprachliche Apartheit, gegen die wir alle längst hätten vorgehen sollen.
Was deine Frau und ihre Tochter angeht: es ist ein Liebesbeweiss, wenn sie zu Dir stehen! Und wenn nicht
Gruß
Dieter