Re: Wie und wann ES den kindern sagen/zeigen??
Meine Güte, wie krank ist denn unsere Gesellschaft???
Okay, ich habe gut reden, denn da gibt es noch keine Kinder, denen ich irgendetwas nahebringen müßte; meine Partnerin habe ich ausgesucht, als ich Röcke trug... ... ... Ich hatte den Vorteil, an der geeignetsten Stelle meiner Biographie das Röcketragen zu beginnen.
Leider kann ich Dir in meinem Beitrag auch nicht weiterhelfen.
Doch finde ich Dein Schreiben einen lebhaften Beweis dafür, wie krank unsere Gesellschaft ist. Auch wenn ich in einer ganz anderen Lebenssituation stehe, aber ich verstehe Dein Anliegen, Deine Ängste. Ich hab mich ja selber weit über ein Jahrzehnt lang mit dieser Gesellschaft geplagt, ehe ich Muts genug war, einfach mein Ding durchzuziehen.
Da herrscht bei Deiner Ex also Angst, Deine Tochter könnte einen psychischen Schaden nehmen! Oh Gott, die Arme, da wird ihr aber heftigster Tobak serviert! Sicher, ich möchte das Problem keineswegs verniedlichen, aber stell Dir vor, Du könntest ihr ja bislang etwas ganz anderes verheimlichen: Daß Du Gewalt an anderen ausgeübt hast. Daß Du mit Rauchmitteln gehandelt hast. Daß Du Deinen Lebensunterhalt als Taschendieb bestreitest. Daß Du ein nicht gefaßter Mörder bist. Daß Du Millionen, gar Milliarden Gelder von ehrlichen Steuerzahlern veruntreut hast.
All das könnte doch theoretisch sein.
Aber: Nichts ist mit alledem. Du verheimlichst ihr doch nur, daß Du keine Lust hast, Dein Leben ausschließlich in Hosen zu verbringen. Mehr doch nicht.
Das ist doch, als wenn Du ihr nicht gesagt hättest, daß Du eine Tätowierung an Deiner linken Pobacke hast. Daß Du seit einem Hörsturz sie mit dem rechten Ohr nicht mehr einwandfrei verstehst. Oder daß Du Träger eines Gebisses bist.
Alles Dinge, die man vielleicht nicht so einfach hinausposaunt. Aber alles Dinge, die doch nun wirklich nicht schlimm sind. Weshalb sollte da jemand psychischen Schaden nehmen, wenn er/sie/es es erfährt??
Wohin treibt uns Männer denn die Gesellschaft, daß wir uns mit solchen Gedanken plagen müssen??
Deinen psychischen Schaden scheint wohl niemanden zu interessieren. Ja. Ganz recht. *DU* hast einen psychischen Schaden. Und Du bist gerade auf dem besten Wege abzuwenden, daß er noch größer wird. Ja, Du bist gerade dabei, ihn aus eigener Kraft zu beheben!
Daß eine weitere Heimlichtuerei bei Dir einen großen psychischen Schaden verursachen wird, das sollten alle mal bedenken.
Nicht Deine Tochter ist die, die es zu beschützen gilt. *DU* bist es!
Und wer über diese Sichtweise lacht, der hat kein Recht dies zu tun. Denn der/diejenige hat gut lachen. (Hier ziele ich gerade auf die Mutter Deiner Tochter ab.) Sie hat alles, andere haben für sie gekämpft, daß sie nicht von morgens bis abends nur Wäsche waschen, kochen und so machen muß, sie hat alle Freiheiten der Welt, ja es werden ihr nachgerade auch noch Freiheiten hinterhergeworfen. Und aus dieser Position lacht es sich gut darüber, wenn ein Mann behauptet, er würde psychischen Schaden nehmen, nur weil er Hosen tragen soll!
Darüber werden auch etliche Männer lachen.
Aber es kann niemand verstehen, was *DIR* Deine Kleidung, das in dem Du Dich tagein tagaus befindest, was das für *DICH* bedeutet.
Es muß ja auch niemand verstehen. Es gilt lediglich zu akzeptieren, daß *DIR* das sehr wichtig ist. Und mehr nicht.
Es soll Männer geben, die in eine Psychose verfallen, *NUR* weil man ihnen ihre Spielzeugeisenbahn im Keller weggenommen hat.
Jeder hat nun mal seine Prioritäten. Und da gibt es kein Bohren nach dem Warum. Sondern nur das Akzeptieren von dem Daß.
Deine Äußerungen hier im Forum zeugen davon, wie sehr die Gesellschaft Dich eingeschüchtert hat. Ich kann Deine Gedanken und Bedenken und all das sehr gut verstehen.
Deine Zeilen zeugen auch davon, daß Du das Hosenrollenspiel nicht mehr lange aushälst. Ich hätte es damals auch nicht mehr lange ausgehalten. Und es gibt sicher etlich Männer, denen es gleich geht, sich aber allesamt nicht trauen, etwas daran zu ändern, weil sie dermaßen eingschüchtert worden sind.
Da hilft auch nicht, daran zu erinnern, daß Männer ja eigentlich "das starke Geschlecht" sind. Solche Kategorisierungen sind Quatsch. Jeder, ob Mann, ob Frau, ist ein Individuum - ist ein Mensch. Und jeder Mensch hat seine eigenen Sorgen und Nöte. Da sollte langsam unsere Gesellschaft lernen, daß sie mit dumpfen Schubladen nicht weiterkommt.
Ich fände es traurig, wenn sich die Männer weiterhin dermaßen unterkriegen lassen würden. Wahrscheinlich gibt es eine ganze Horde von Männern, die dermaßen drunter leiden, daß sie irgendwo an einer anderen psychischen Ecke am Rädchen drehen. Das, verdammt noch mal, muß nicht sein.
Ich wollte das für mich nicht haben. Drum habe ich es geändert.
Ich wünsche Dir die Kraft, nicht alles hinzunehmen!
Besten Gruß,
Wolfgang