Darf ich mal eine Frage stellen?
Hi Freunde,
schon öfters habe ich in dieses Forum hereingeschaut. Aber ich kann mich einfach nicht des Eindrucks erwehren, daß viele von Euch den Rock als Kleidungsstück für den Herrn propagieren wollen. Wobei eigentlich das Wort 'propagieren' mir fast noch etwas zu zurückhaltend vorkommt. Warum tut Ihr das?
Wenn Scientologen auf die Straße gehen und Leute für sich gewinnen wollen, dann
ist das für mich verständlich. Hier geht's um Geld.
Wenn religiöse Glaubensgemeinden - man beachte den Wortstamm von 'religiös', denn Scientologen benutzen den Wortstamm 'religo' statt 'religio' - auf die Straße gehen, dann tun sie es Gott zuliebe.
Wenn Mütter - 'Mütter' stellvertretend als Herrscher in einer Familie - ihre Söhne in Kleider oder Röcke stecken, obwohl die das gar nicht von sich aus wollen, dann ist der Grund möglicherweise das Erleben eines Machtgefühls, oder, was nicht gar so grausam klingt, das Realisieren eines Tagtraums der Mutter. Vielleicht wollen sie aber auch ihren Buben ja nur mal die Welt in einem größeren Blickwinkel zeigen. (Hoffentlich wird dieser Exkurs dann nicht zu traumatisch für das Kind.)
Aber was ist Euer Grund, daß Ihr jetzt unbedingt sogar von Medien wahrgenommen werden wollt? Ich lese in manchen Beiträgen die Enttäuschung heraus, daß Ihr zwar oft mit Rock in der Öffentlichkeit auftretet, aber kaum einen zum 'Mitmachen' motivieren könnt. Warum ist vielen von Euch das so wichtig, daß andere Männer - es wäre ja schon toll, wenn wenigstens Frauen es wagen würden mal wieder Röcke zu tragen - ebenfalls Röcke tragen? Geht's Euch vielleicht um so Gefühle wie Akzeptanz und Respektiertwerden, die Ihr möglicherweise dadurch bekommt, indem die Anhängerschar um Euch herum wächst?
Das Verhalten von vielen von Euch kommt mir kämpferisch vor. Ihr kämpft als absolute Minderheit gegen gesellschaftliche Normen. Wenn Tierschützer kämpfen, dann wollen sie in der Regel Quälereien unterbinden. Dieses Ziel ist für mich vom ethischen Standpunkt her verständlich. Und wenn die Pharmaindustrie um die Erlaubnis von Tierversuchen kämpft, dann geht es ihr einfach um die Gesundheit des Menschen. Auch für so etwas zu kämpfen ist sicherlich OK.
Aber warum kämpft Ihr gegen gesellschaftliche Normen? Diese Normen, sie tun doch niemandem weh!
Den härtesten Kampf, den man als Mensch in der Regel zu bestreiten hat, das ist
meiner Meinung nach der Kampf mit oder gegen sich selbst. Bei diesem Kampf hat man oft recht verwegen dreinschauende Gegner wie zum Beispiel den Herrn Stolz, die Frau Angst, und deren uneheliche Töchter namens Lächerlichkeit, Verachtung und Beschämung.
Berücksichtigt man nun, dass Herr Stolz von den Gegnern noch der harmloseste ist, dann frage ich mich doch wirklich, was nun das starke Geschlecht ist. Der Mann ist es jedenfalls meiner Meinung nach nicht. Zumindest statistisch gesehen.
Ihr Männer, die Ihr es geschafft habt, IN DER ÖFFENTLICHKEIT Röcke zu tragen, Ihr habt - aus welchem Grund auch immer - einen ganz eigenen, persönlichen Kampf bestritten und seid als Sieger daraus hervorgegangen. Ihr seid für mich die Starken, die Mutigen, die Helden! Tja, auch das 'schwache Geschlecht' scheint ein paar starke Persönlichkeiten vorweisen zu können. Feine Sache.
Den in meinen Augen alles entscheidenden Kampf, den Kampf gegen Euch selbst habt Ihr gewonnen. Was wollt Ihr denn noch erobern? Seid doch zufrieden mit der tollen Festung, die Ihr bezwungen habt. Feiert ausgiebig, spart nicht mit Wein, Gesang, und schönen Frauen, genießt Euer Leben und Eueren Sieg. Jetzt, wo Ihr nun endlich Euer Euch zustehendes Zuhause habt, seid doch mal zufrieden und lebt mehr nach dem Motto 'leben und leben lassen'.
Gruss
X.