Re: Frust

MAS, Monday, 05.07.1999, 12:35 (vor 9492 Tagen) @ Milain

Hallo Milain

laßt vernuten, daß Du gerne andere Mitkämpfer in die vorderste Linie schicken willst und selber lieber mit dem Nachschub hinterher trottest.
Erlaube mir, ein altes Sprichwort zu zitieren: "Selbst ist der Mann!"

Der Unterton, der aus diesem Satz zu mir dringt erscheint mir ein bischen zu hart und abwertend.

Sorry! Ich wollte eigentlich nur das männliche Ehrgefühl motivieren.

Was ist schlecht daran im "Nachschub" zu sein?

Eigentlich nichts. Aber wenn man etwas für wichtig hält und keiner da ist, der es für einen erledigt, muß man es eben selber machen oder es lassen.

Ich sehe mich genau in der selben Situation. Es gehört schon eine große Portion Mut dazu sich auffällig anders zu kleiden als alle anderen; den hat halt nicht jeder. Ich jedenfalls nicht.

Bevor ich durch die "Rocker" via Interent ermutigt wurde - weniger durch Aufforderungen als durch ihr einfaches Beispiel, durch Vorbilder also - habe ich mich auch nicht getraut, Röcke öffentlich zu tragen. Nun muß ich aber sagen, daß die schonmal erwähnte Zen-Meditation mir letztlich den Mut gegeben hat und auch den Gleichmut gegenüber evtl. Folgen durch ablehnende Haltung der Mitmenschen. Zen gibt zwar keine Garantien diesbezüglich, denn ich kenne andere männliche Zen-Praktizierende, die auch gerne Röcke tragen würden, sich aber nicht trauen, und man kann es dabei mit dem Gleichmut auch so weit bringen, daß man derartige sinnliche, weltlich Gelüste total überwunden hat. Mir hat es jedenfalls geholfen, meine Angst vor der öffentlichen Meinung zu überwinden.

Und der Rest der H&M; Rockkäufer in München auch nicht. Ich beobachte seit >langem die Menschenmassen die sich durch München schieben, aber von besonderen >Events abgesehen hab ich dieses Jahr noch keinen Mann mit Rock gesehen.

Ich hier in Bonn schon, wenn auch nur zur Rheinkulur. Und gestern in Köln auf der Christopher Street Day Parade sollen es so viele gewesen sein, daß man im Rock gar nicht mehr auffiel. Ich war nicht da, aber ein Kommilitone berichtete mir gerade davon. Oder taucht da die Angst auf, in eine gewisse Schublade gesteckt zu werden, in deie man nicht hinein gehört? Ich bin auch nicht homosexuell oder transsexuell, aber ich habe hohe Achtung vor der Öffentlichkeitsarbeit, die sie für ihre Sache machen. Warum sollten heterosexuelle und cissexuelle Männer in Röcken weniger akzepiert werden?

Trau Dich ruhig, notfalls erstmal un der nächst gelegenen Großstadt oder so. Oder nachts im Wald, dann auch tags, dann mal am Dorfrand usw>und dann? Nachts im Wald ist kein Problem - das Problem sind Menschen.

Ich habe wirklich die Erfahrung gemacht, daß die Menschen, die da wirklich problematisch reagieren, einem auch sonst das Leben schwer zu machen imstande sind. Die meisten Menschen hingegen reagieren gar nicht, zurückhaltend oder positiv. Das Hauptproblem ist die eigene Angst vor den Meinungen der anderen. Wer selbstsicher auftritt und gut argumetiert braucht wenig zu fürchten. Man muß ja nicht gerade berockt zur Arbeit gehen (zumindest nicht von Anfang an), aber die Freizeit sollte doch der eigenen Regie unterliegen. Man wird schon oft genug fremdbestimmt!

Viele Grüße
Milain

Ja, beste Grüße zurück


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