Und nun etwas vollkommen anderes

Collantix, Monday, 20.09.2004, 01:06 (vor 7588 Tagen)

Hallo,

um etwas Abwechslung in das Foreneleben zu bringen, möchte ich von einem kleinen Ereignis berichten, das sehr marginal ist, über das ich ansonsten auch nicht berichtete hätte.

Ich saß mit meiner Kollegin I. auf der Terrasse der Gruppe, als sie mir folgende Frage stellte:
"Wie entscheidest Du, ob Du eine Hose oder einen Rock anziehst?"
"Nach Lust und Laune."
Dabei erwähnte ich noch seltene Ausnahmen wie eine Dienstreise in eine psychiatrische Einrichtung wie vergangenen Freitag, wo ich bewußt auf den Rock verzichtete.

Damit war wieder einmal eine Frage beantwortet
Gruß
Collantix [image] pu316
<ul><li>Die Münchner Treffen der alternativen Männermode</ul>

Re: Und nun etwas vollkommen anderes

MAS, Monday, 20.09.2004, 14:26 (vor 7587 Tagen) @ Collantix

Ich habe auch eine Spätsommerlochanekdote:

Der Deutschland-Chef der interreligiösen Vereinigung, bei der ich mitarbeite, fragte, ob ich den Rock immer tragen würde. Ich sagte, nee, ich zöge ihn nachts aus. Er miente dann, als er mich erstmal im Rock sah, habe er ihn für eine Bierkellnerschürze gehalten (ich hatte tatsächlich damit Kaffee serviert). Es war aber das Men-in-time-Modell "Berlin". Aber Jürgen von der Lippe hatte meinen langen Jeansrock ja auch für eine Köbesschürze gehalten.

Eine Teilnehmerin einer interrel. Konferenz fragte, ob der Rock eine religiöse Bedeutung habe. Das werde ich bei langen schwarzen Röcken des öfteren gefragt.
Ich verneinte, und sagte, es sei ienfach ein bequemes Kleidungsstück und ein Beitrag zur Emazipation des Mannes. Sie (eine übringes ca. 70-jährige Dame) meinte, er sehe auch gut aus und habe was weiches und fließendes.

Ein paar Kinder in Mainz fragten mich, ob ich wisse, wo das Priesterhaus sei. Ich wusste es, auch wenn ich kein Priester bin.


So long!

Michael

Re: Und nun etwas vollkommen anderes

wo.sc, Monday, 20.09.2004, 15:34 (vor 7587 Tagen) @ Collantix

Damit war wieder einmal eine Frage beantwortet

In diesem Zusammenhang kann ich auch zwei Geschichte zum besten geben.

Unwahrscheinlich

Eine inzwischen pensionierte ehemalige Kollegin meiner Frau war zu einem seltenen Besuch bei uns und sagte zu meiner Frau, nach dem ich einige Zeit in der Küche mit Geschirr und Teekanne herum hantiert hatte, „Wolfgang trägt ja einen Rock?!“. Meine Frau sagte nur, „Ja, er findet das bequem.“ Und auf entsprechende Nachfrage, „Zu hause trägt er fast nur noch Rock und oft auch, wenn er unterwegs ist.“

„Auf der Arbeit nicht“, konnte ich dann auf entsprechende Nachfrage einflächten, „da tragen wir Uniform – Jeans und T-Shirt.“ Die Dame schien ein bisschen irritiert, beruhigte sich dann aber selbst mit dem laut vorgetragenen Gedanken, dass ein Rock für Männer wohl ganz praktisch sein. Das Thema wechselte dann zu Fragen angemessener Arbeitskleidung und änderte schließlich mit der Frage, ob Bankangestellte mit Rücksicht auf die Kundschaft selbstgestrickte Pullover tragen können, seine Richtung in eher allgemeinere Betrachtungen - über Gott und die Welt.

Als sie uns das mal zuvor besuchte, hatte ich auch einen Rock an. Das hatte sie aber anscheinend gar nicht bemerkt. So etwas erlebe ich immer wieder. Die Leute nehmen gar nicht war, was man an hat. Oder ob es den Leuten zu unwahrscheinlich erscheint, dass ein Mann einen Rock trägt, und sie deshalb ihre Wahrnehmung ausblenden?

Schubladen

Ich war auf dem Friedhof, Unkraut jäten auf dem Grab meiner Mutter und meines Stiefvaters. Der Friedhof gehört zu einem kleinen, bäuerlichen Dorf, eine gutes Stück von meinem Wohnort entfernt. Meine Eltern sind da kurz vor ihrem Tod gestrandet – wie das Leben eben so spielt. Das bedeutet jedenfalls, dass ich da mich dort nur äußerst selten aufhalte und kaum jemandem bekannt bin.

Ich war erstaunt was auf dem Friedhof am Sonntags um die Mittagszeit für eine rege Betriebsamkeit herrscht. Hatte damit gar nicht gerechnet. Ich dachte um die Zeit dort keine lebende Seele zu treffen, die womöglich Anstoß an meinem Rock nimmt. Nun wurden dort aber eifrig Gießkannen hin und her geschleppt, akkurate Linien mit Harken in den Boden gekratzt und totgeweihte Blümchen in den harten Boden gesteckt. Ich war länger nicht am Grab und mußte deshalb mehrmals meinen Eimer mit Unkraut im Müllcontainer entlehren. Dabei ging es mit freundlichen Gruß vorbei an den anderen Hobbygärtnern (ausnahmslos ältere Semester).

Als ich den Friedhof verließ stand beim Ausgang eine Gruppe betagter Grabpflegerinnen und Grabpfleger und hielten Klönschnack. Man war sehr bemüht mich nicht anzusehen. Bevor ich die Autotür zuzog trug der Wind mir noch Wortfetzten ihrer Konversation zu: „Backham oder wie der heißt ...“. Ich war zufrieden mit mir und der Welt. Die Leute haben ihre Schubladen, und mir macht Gartenarbeit im Rock mehr Spaß.

Wenn mein Amerikilt endlich und noch rechtzeitig ankommt, werde ich beim nächsten Theaterbesuch ausprobieren, wie die Mitmenschen bei mir auf knielang reagieren. Mit meinem Macabiskirt habe ich beim letzten mal keine nennenswerte Reaktionen mitbekommen.

Wolfgang