Auch ich bin ein Halstuchträger. Zwar leider nur selten, doch unglaublich gern. Für kühle Tage habe ich ein großes dünnes Baumwolltuch, das ich wie Christian trage - als Dreieck mit dem Knoten hinten.
Das eigentlich Schöne sind aber seidene Halstücher. Dessen kühle Weichheit am Hals zu spüren, hat im ersten Moment immer etwas Prickelndes. Wenn man es sich um den Hals legt, kann man nichts dagegen tun, dass es in einem prickelt, und zwar erotisch prickelt. Es ist, wie Georg sagt, und man muss den Knoten nicht erst zuziehen, bis das Gesicht blau anläuft. Man kann es auch locker umbinden und trotzdem den Reiz spüren. Ich liebe es übrigens, ein großes Seidentuch zu einem fünf bis sieben Zentimeter dünnen Schal zusammenzulegen, von vorn her nach hinten um den Hals zu schlingen und wieder nach vorn zu nehmen. Dort knote ich es doppelt, meist eng anliegend. Die Zipfel hängen dann nach unten oder wehen, wenn ich so heraus gehe, im Wind. Wer mich sieht, mag denken, was er will, ich genieße es einfach - das Tragen und das erotische Prickeln. In den Sechzigern oder Siebzigern war das übrigens mal eine ganz geile Mode.
Ich kannte mal einen Tischlerlehrling, der trug ständig, auch auf Arbeit, ein großes Seidentuch mit dem Zipfel auf dem Rücken und vorn geknotet, so dass zwei dünne Tuch-Enden lang herunter hingen. Seine Kollegen haben garantiert nach kurzer Zeit seine besondere Zuneigung akzeptiert. Nur wer hat den Mut, sich länger Diskussionen auszusetzen? Ich fand den Tischler und sein Tuch Klasse, vor allem, wenn es im Wind wehte. Er hatte eine Freundin, die das offenbar nicht störte. Ein anderes Beispiel ist ein alter Mann aus einem Altenheim. Wenn er unterwegs war, trug er stets ein buntes Halstuch, ebenfalls vorn geknotet. Weil er alt war, fand das vielleicht niemand komisch. Das gibt mir Hoffnung, im Alter ebenfalls so herumlaufen zu können, falls es mir dann noch Spaß macht. Heute geht es im Alltag nicht. Wenigstens akzeptiert es in der Freizeit meine Frau. Das ist doch schon viel.

Hat jemand schon ähnliche Erfahrungen gemacht? Ich wüsste gern, ob es noch mehr Halstuchträger gibt. Und ob auch sie das Prickeln kennen, das Georg und ich kennen. Tschau, Alexander