Urlaub im Jeansrock

Juergen___75, Thursday, 03.07.2003, 22:23 (vor 8039 Tagen)

Hi Rockträger,

erst kürzlich war ich für 2 Wochen im Urlaub auf den Balearen. Da ich keinen kurzen Rock habe, habe ich kurzerhand einen Jeansrock meiner Freundin angezogen. Oben ein weißes T-Shirt mit Druck, das ich über dem Rock trug und Stoff-Turnschuhe. Und mit diesem Outfit ging es am Abend dann raus unter die Leute auf eine Beach-Party. Die Beach-Party wurde von unserem Hotel organisiert, so daß dort ca. 80 Leute, die man zumindest vom Sehen her kannte und auch die nächsten Tage noch sehen wird begegnete. Es waren alles eher jüngere Leute in meinem Alter.

Zunächst ist es nicht jedem großartig aufgefallen, daß ich einen Rock trage. Anhand der Gestik und Kommentare merkte man immer wieder, wenn es einer entdeckte. Von ein paar Leuten wurde ich angesprochen, warum. Da ich kein großer Redner bin und auch keine Lust zu misionieren habe, kamen von mir meist ideenlose Antworten: Weil es trendy ist oder was in diese Richtung.

Mit der Zeit wurde immer mehr getrunken und die Leute wurden immer offener und lockerer. Von einer Dame bekam ich dann das erste Kompliment: "scharfes Outfit!!!" Das hat mir natürlich gut getan. Auf dem Rückweg unterhielt ich mich dann mit einem netten Mädchen. Sie fragte mich natürlich auch, warum ich einen Rock trage und meinte dann, daß ich ja ganz locker drauf sei. Anfangs hatte sie sich schon die schlimmsten Dinge gedacht.

Danach ging es ab in die Clubdisco. Dort ging ich im Rock und mit meiner Freundin hin. Da meine Freundin zunächst auf die Toilette noch mußte, ging ich alleine auf die Tanzfläche und wurde in dieser kurzen Zeit von drei verschiedenen Mädels angebaggert. Das ist mir noch nie passiert, daß ich in so kurzer Zeit von Mädels angemacht wurde.

Interessant war an diesem Abend, daß ich von einigen Leuten Feedback bekommen habe, und da einige doch etwas über den Durst getrunken hatten, wurden sie auch gesprächiger.

FAZIT: Das vorherrschende Klischeedenken ist nach wie vor vorhanden. Als Rockträger fällt man einfach auf, wird als einer abgestempelt, der wohl nicht normal ist. Wenn die Leute aber locker drauf sind dann ist man der Star!

Wie steht ihr zu meinem Fazit. Seht ihr das auch so?

Ich schließe daher aus meinem Fazit, daß der Rock am Mann noch einen langen Weg vor sich hat, bis er wirklich alltagstauglich wird.

Eine schöne Zeit!
Jürgen

Re: Urlaub im Jeansrock

Marc, Thursday, 03.07.2003, 23:34 (vor 8039 Tagen) @ Juergen___75

Hallo Jürgen und alle,

Wenn die Leute aber locker drauf sind dann ist man der Star!

Ich würde eher sagen: wenn man selber locker drauf ist, dann ist man der
Star. Und dann sind die Leute auch ganz von selber locker drauf.

Ich schließe daher aus meinem Fazit, daß der Rock am Mann noch einen langen
Weg vor sich hat, bis er wirklich alltagstauglich wird.

Und hier würde ich eher sagen: der Mann hat noch einen langen Weg vor sich,
nicht der Rock
Marc

Rock am Mann gefällt den Mädels auch wenn sie nicht betrunken sind (o.T.)

Roland RA, Friday, 04.07.2003, 07:15 (vor 8039 Tagen) @ Juergen___75

- kein Text -

Re: Urlaub im Jeansrock

MAS, Monday, 14.07.2003, 13:26 (vor 8029 Tagen) @ Juergen___75

Hi,

ich war letzte Woche in Graz auf der Tagung des Projektes "Interreligiöses Europa". Als ich Rock trug (lang und schwarz), bemerkte ich zwar ein paar verwunderte Blicke sowohl von Tagungeteilnehmern als auch von Grazern, aber an Reaktionen hörte ich nur 4:

1.) Von einem deutschen Mann: "Ja, was nicht so alles modern wird." (oder so)
2.) Von einer deutschen Frau: "Das finde ich klasse, wie Du Dich alternativ kleidest. Das sprengt alte Denkgewohnheiten."
3.) Von einem italienischen Mann, der zugleich ragnhöchster muslimischer Geistlicher Italiens war, an einem Engpass: "Ladies first." Er lachte, reichte mir die Hand und sagte, das sei nciht ernst gemeint.
4.) Von einer lettischen Frau, der gegenüber ich bei einem Gespräch über Kopftuch und Minirock bei muslimischen Frauen sagte, dass meiner Meinung nach jede Frau anziehen dürfen solle, was sie wolle: "Und jeder Mann auch!". Ich bejahte, und sagte: "So habe ich z.B. die Freiheit einen Rock zu tragen", was sie einfach so bejahte, ohne weiteren Kommentar.

So weit meine interreligiösen, internationalen und interethnischen Rockerfahrungen der letzten Woche.

MrG

Michael