Hi JürgenB,
nette Geschichte, könnte mir auch passieren...wobei ich mich in den letzten tagen mal wieder über die Meinungen meiner Umwelt aufgeregt habe und die Sterotypen Meinungen, wie Mann zu sein hat und was männlich ist.
Eine gute Freundin sagte mir, im Gespräch mit anderen hätten viele gesagt, daß ich schon sehr weiblich wäre ("naja, das ist doch der, der im Männerrock rumläuft, Ballett macht und mehr Gefühle zeigt, den finde ich ziemlich weiblich") und flupps ist die Schublade auf und mann ist gut deponiert.
Mir gehts auch gar nicht darum, diese Menschen zu ändern, das ist hoffnungslos. Mich ärgert es nur immer wieder, daß Menschen nur aufgrund Ihres äußeren Erscheinungsbildes beurteilt werden, nur damit man seine Ruhe hat und nicht nachdenken muß. "Ach, Du willst doch nur provozieren mit Deinem Rock...". Naja, daß es bequem ist und es mir einfach gefällt ist schon was anderes.
Und eigentlich sollte es mir auch ziemlich egal sein, weil ich so bin wie ich bin und trotzdem regt es mich auf, weil ich auch anders erzogen wurde...mit mehr Toleranz und Einfühlungsfähigkeit und ich bedauere diese Menschen(Männer, Frauen) weil sie es sich zu einfach machen und es nicht wagen, einmal querzudenken und neue Perspektiven suchen>Was mir trotzallem dann hilft, ist mein Glaube (bin ev. Christ) und die Gewißheit, daß Gott mich so nimmt, wie ich bin und ich nicht erst jemand anders zu sein brauche, um angenommen zu werden. Wenn das doch andere auch so sehen könnten...![[image]](https://web.archive.org/web/20030624044742im_/http://bilder.parsimony.net/smilies/sauer.gif)
Viele Grüße,
Tempo
Schubladen-Denken... Nun ja, es ist ja so schön einfach: Kein Nachdenken-Müssen, was ja anspruchsvollere mentale Arbeit bedeuten würde! Was mich persönlich am meisten stört, ist jedoch, wenn dieses Denken zu Diskriminierungen jeglicher Art führt! Von mir aus sollen mich die Leute doch für schwul oder sonstwas halten; damit schätzen sie mich zwar völlig falsch ein, was ich schade finde (Das kommt denn halt vom Schubladen-Denken, ätsch!) - aber jedem seine Meinung...
Ich persönlich finde es ebenfalls nervig, wenn man ständig versucht, hinter meiner Kleidung irgendeine Absicht zu suchen. Ich ziehe halt einfach an, wonach mir gerade ist und worin ich mich wohlfühle; das dies oft nicht dem gewohnten Erscheinungsbild entspricht, mache ich mir nicht zum Vorwurf! Ich persönlich höre auch oft, dass man / frau anziehen soll, was einem beliebt - ja natürlich, aber bitte nicht auffallen! (*brechreizbekomm*) Das ist für mich widersprüchlich: Wenn ich nun mal das mag, was - momentan! - noch als auffällig gilt, und ich das wiederum nicht anziehen soll, dann scheint es Kleidungsfreiheit ja nicht wirklich zu geben! Aus diesem Wirrwarr sol einer schlau werden! Also das anziehen, was einem gefällt. Schluss. Punkt.
Was religiöse Gruppierungen angeht, so muss ich hier Folgendes loswerden:
ich hatte im April einer Predigt einer christlichen Gemeinde beigewohnt, welche ich - obwohl ich kein überzeugter Christ bin - sehr eindrucksvoll fand, weil sie richtig lebendig und nicht so langweilig wie die mir bekannten Kirchen-Predigten war.
Nachdem nun alles vorbei war, kam ich mit Christinnen ins Gespräch, denen mein Outfit auffiel (Ich trug zwar keinen Rock, dafür Seidenstrümpfe, flache, als "weiblich" eingestufte Schuhe sowie lange Ohrringe.) Was mich extrem störte, war, dass sie mir einzureden versuchten, was für ein großes Problem (Minderwertigkeitskomplex)ich doch haben müsste und dass ich doch sehr leiden müsste! Ich fragte darauf naiv-tuend: "Wie kommst du denn da drauf?" Christin: "Du fällst doch auf!" Ich: "Ich fühle mich aber wohl, so wie ich gerade angezogen bin!" Christin: "Aber es fällt doch auf!" - Nun ja, so ging das dann noch eine Zeit lang. Dass es Menschen gibt, die sich einfach nur so kleiden, wie sie es möchten - unabhängig von irgenwelchen Moden, Normen etc. (die ja sehr einengend sein können); schien sie nicht einsehen zu wollen.
Der Hammer aber war dieser Kommentar: "Lass Jesus in dein Herz, dann nimmst du auch die Ohrringe raus." - Was soll ich dazu sagen? Ich hätte am liebsten lauthals losgelacht; aber um des lieben Friedens willen habe ich es dann - leider - doch nicht getan!
Einige Tage später habe ich mich mit einer Religionsstudentin eingehender unter-halten und ihr von meinem obigen Erlebnis erzählt. Daraufhin hat sie nur mit dem Kopf geschüttelt und gemeint, dass Jesus in der Bibel mit keinem Wort gesagt hat, welchen Kleidungsstil Mann / Frau haben soll... und das es schon gar keine Sünde wäre, wenn Mann im Rock, in Feinstrümpfen usw. herumliefe; denn dann wären ja nahezu auch alle Frauen Sünderinnen, welche sich die früher als ausschließlich "maskulines" Kleidungsstück geltende Hose zu ihren alltäglichen Kleidungsgewohnheiten gemacht haben.
Die Studentin fand es überdies bedauerlich, dass Religionen so oft falsch oder nach sehr persönlichen (!) Vorstellungen ausgelegt werden, um dadurch sogar Diskrimierungen zu rechtfertigen (eben auch Kleidungsnormen rechtfertigen); dies wäre schade, weil dadurch Religionen, wie z. B. das Christentum, einen abschreckenden Beigeschmack bekommen...
Gruß, Dirkkleid